An manchen Tagen werden wir satt


Diese Frau kann auf ihre Arbeit stolz sein, die Ernte ist reichlich.

Das Projekt "Feldarbeit gegen den Hunger", dass wir von Januar 2018 bis Februar 2019 durchführten, war erfolgreich. Darauf sind wir stolz. Wir sind umso mehr stolz, da die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik diesen Erfolg zum größten Teil selbst erreicht haben. Sie haben hart dafür gearbeitet, haben Rückschläge verkraften müssen und haben gleichzeitig unter den Folgen des Bürgerkriegs und den andauernden Unruhen gelitten.  Unser lokaler Partnerverein und wir als Verein in Berlin haben unseren kleinen Beitrag geleistet. Es war eine herausfordernde Zeit.

Wir arbeiten am nächsten Projekt. Jede Spende zählt.

Ausgangslage

Im Januar 2018 begann unser lokaler Partnerverein CEFODEC 20 Gruppen mit je 20 Personen aufzubauen. Alles lief zu Beginn nach Plan. In 20 Dörfern wurden je 20 Personen ausgewählt, in die erst kurz vorher ehemalige Binnenflüchtlinge in ihre Region Kaga-Bandoro und Dekoa zurück gekehrt waren. Diese 400 Menschen standen vor dem Nichts. Es fehlte an Saatgut, der Boden musste mit bloßen Händen und Stöcken bearbeitet werden. Die Not war groß. In den Gruppen fanden sich vor allem junge Familienväter und alleinstehende, häufig schon lebenserfahrenere Frauen mit Kindern, zusammen. Diese beiden Gruppen verband die große Not. Ihnen fehlte Unterstützung und Wissen, Felder zu bearbeiten. Frauen sind eigentlich nicht für die Feldarbeit zuständig. Wo aber der Mann im Haushalt fehlt, sind sie auf sich allein gestellt. Der Bürgerkrieg und die große Not zerrüttete viele Familien. Junge Männer waren aufgrund er jahrelangen Flucht nun nicht in der Lage ihr Land, sofern sie etwas besaßen, zu bestellen. Sie hatten es in den Jahren zuvor nicht von ihren Familien gelernt. Eine Schule konnten sie oft nicht besuchen.

Entwicklung

Die Menschen in den 20 Gruppen bekamen Saatgut, Ackergeräte und wurden beständig durch Schulungen und begleitende Besuche vor Ort in effiziente Methoden der Landwirtschaft eingeführt. Ein Gemeinschaftsfeld wurde angelegt. Hier wurden die Schulungsmethoden angewendet. Das gemeinsame Arbeiten stärkte die Gruppen. Die Gemeinschaft sollte nach jahrelanger Flucht allmählich zusammenwachsen. Die Mitglieder fingen an voneinander zu profitieren. Die lebenserfahren Frauen gaben den jungen Männern und ihren Familien Tipps bei der Kindererziehung. Die jungen Männer packten da an, wo die Frauen eine helfende Hand brauchten.

Rückschläge

So gut Projekte auch geplant werden. In dem ärmsten Land der Welt, das ist die Zentralafrikanische Republik, muss man auf alles gefasst sein. Es gab immer wieder Rebellenbewegungen, die uns Angst haben ließen um die Projektmitarbeiter vor Ort und um die Teilnehmer. Einige Dörfer wurden überfallen. Es gab Misshandlungen. Eigentum lockt Neid an. Hilfslieferungen müssen versteckt werden, damit es deshalb keine Toten gibt. Und doch machten alle weiter. Wo wir hier in Berlin gern das Projekt aus Angst um die Menschen abgebrochen hätten, machten sie weiter. Dass es den Bürgerkrieg gab und es wahrscheinlich in den nächsten Jahren weiterhin unruhig bleibt, ist für die Projektmitarbeiter kein Grund aufzuhören. Sie kennen sich aus, sind vorsichtig und wissen, dass ein Projekt Verzögerungen verträgt.

Wetter

So sehr wir auf viele Schwierigkeiten gefasst waren, hat uns doch das Ausbleiben des großen Regens am Anfang des Projektes die Planung schwer gemacht. Das Saatgut war verteilt und nach ersten Regenschauern auf den Feldern ausgebracht worden. Leider blieb es dann trocken. Die zarten Pflänzchen gingen ein. Ein weiterer Hunger drohte. Wir schichteten Gelder um, damit wir erneut Saatgut verteilen konnten. Und so ging die Arbeit für die Menschen von vorn los.  Man muss sich bewusst machen, dass zu dieser Zeit bereits lange chronischer Hunger herrschte. In Dekoa konnten die Menschen häufig nur eine Mahlzeit pro Tag essen, manchmal hatten sie nichts. In Kaga-Bandoro sah es etwas besser aus. Durchschnittlich hatten die Menschen ein bis zwei Mahlzeiten, jedoch nicht genug. Sie waren ausgemergelt und schwach. Allein ihre Willenskraft trieb sie an, die Arbeit erneut zu beginnen.

Ernte

Wir begleiteten die Dörfer durch zwei Saat- und Ernteperioden. Es lief gut. Die meisten Teilnehmer wendeten neue Methoden an, die Ausbeute stieg auf einigen Feldern auf das bis zu vierfache. Trotz der Trockenperiode konnte eine Ernte eingebracht werden, die durchschnittlich 80-90 Prozent der möglichen Erträge war. Das haben die Bauern durch ihre harte Arbeit erreicht. Den Familien ging es besser: zwei bis drei Mahlzeiten waren möglich, ein Ernteteil konnte verkauft werden, die Kinder wurden wieder zur Schule geschickt, wenn es nötig war, wurde ein Arzt aufgesucht.

Insgesamt konnte durch das Projekt Feldarbeit gegen den Hunger die Nahrungssicherheit von 400 Projektteilnehmern und ihren Familien erhöhen, also für insgesamt circa 2.400 Personen. Unser Budget: 13.100 Euro.

Dank

Hilfe für dieses Projekt hatten wir auch in Deutschland. Es gab liebe Privatpersonen, die dafür Geld spendeten. Zudem unterstützte uns die Stiftung Nord-Süd-Brücken zum einen bei der Konzeption des Projektes und beim späteren Antrag. So konnten wir über die Stiftung einen Zuschuss von 9.800 Euro Fördermitteln aus dem Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) erhalten. Vielen Dank!


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