Endlich Regen


Projektteilnehmer folgen aufmerksam der Agrar-Schulung durch die Mitarbeiter von CEFODEC.

Lange mussten die Bauern mit der Aussaat warten. Der Boden in der Region Kaga-Bandaro wurde immer trockener, die Not immer größer, der Hunger auch. Doch zwei Monate später als gewohnt kam im Mai endlich der erhoffte Regen. Nun kann es losgehen. Die Bauern der Gruppen unseres Agrar-Projektes säen das Saatgut auf ihren Feldern.

Unser Süd-Partner bei diesem Projekt ist der zentralafrikanische Verein CEFODEC, Centre de formation en développement et éducation chrétienne. Wir arbeiten bei Centrafrique Futur seit Jahren mit diesem Partner zusammen. Der Verein ist versiert in landwirtschaftlichen Fragen und kennt die Region Kaga-Bandaro. Hier ist unser gemeinsames Projekt zu Hause und die Menschen, die daran teilnehmen.

Der Beginn

Das Projekt startete im Januar. Unsere Freunde von CEFODEC reisten sofort in die Region, um Menschen, ehemalige Flüchtlinge, in Dörfern der Region Kaga-Bandaro über das Projekt zu informieren. Angesprochen wurden vor allem junge Männer, die lernen für eine Familie zu sorgen, und alleinstehende Frauen. Normalerweise ist Feldarbeit die Arbeit der Männer, schließlich braucht es dafür viel Kraft. Doch wo die Männer fehlen, müssen die Frauen nun allein für sich und die Kinder sorgen. Viele Menschen wollten an den Gruppen teilhaben. Anstatt in 20 Dörfer je eine Gruppe zu etablieren, gibt es nun in einigen Dörfern bis zu drei Gruppen. Das war notwendig, um die Akzeptanz vor Ort zu sichern und keinen Neid zwischen Projektteilnehmern und anderen Menschen in den Orten aufkommen zu lassen. Gut geht es kaum jemanden. Die Frage bei einem Projekt kann nur sein, wem kann man am meisten damit helfen.

Saatgut und Geräte

Im Januar war das Saatgut günstig. CEFODEC hat das genutzt und Saatgut eingekauft. Der Transport war schwierig. Ein Laster wurde gemietet. Mitarbeiter des Vereins begleiteten diese Fahrt. Das war notwendig, um sicherzustellen, dass die Lieferung die Dörfer erreicht. DHL und ein Online-Tracking der Pakete gibt es hier nicht. Firmen wie Amazon, Zalando und Co. hätten hier aufgrund der fehlenden Infrastruktur keine Geschäftsgrundlage. Außerdem drohen hier etliche Gefahren. Immer wieder gibt es Straßensperren, ein "Zoll" muss entrichtet werden. Rebellen sind immer noch in den verschiedenen Landstrichen unterwegs.

Der nächste Schritt war der Kauf von landwirtschaftlichen Geräten, deren Transport und das Verteilen an die Menschen. Man kann es sich hier in Deutschland schwer vorstellen, aber in ihrer Not müssen die Frauen und Männer häufig Felder mit ihren bloßen Händen und Stöcken bearbeiten. Es fehlen elementare Geräte wie Hacken und Macheten. Diese landwirtschaftlichen Geräte haben sie nun erhalten. Reicht das? Es ist ein Anfang. Sie träumen davon, im nächsten Jahr auch einen Ochsen für das Pflügen der Felder anzuschaffen. Wir hoffen und arbeiten daran, diesen Traum zusammen mit unseren Mitgliedern und Spendern zu erfüllen.

Hacken sind notwendige Geräte für die Feldarbeit - und bisher fehlten sie.

Agrar-Kurse vor Ort

Im März und April ging es weiter mit den landwirtschaftlichen Kursen. Warum müssen wir Bauern erzählen, wie das geht? Zuallererst sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir vor allem junge Männer und alleinstehende Frauen in diesem Ausbildungsprojekt aufgenommen haben, die bis dahin kaum Landwirtschaft betrieben haben. Die Zeit der Konflikte hat die Dorfgemeinschaften zerrissen, Menschen waren auf der Flucht. In den Flüchtlingslagern konnten sie nicht wie üblich in den Familien und Gemeinschaften Landwirtschaft erlernen. Zudem wandelt sich in der Region Kaga-Bandaro das Klima. An diese Situation müssen sich die Menschen anpassen. Es hat in diesem Jahr zwei Monate zu spät geregnet. Normalerweise sind zwei Anbauphasen für viele Agrar-Produkte im Jahr möglich, wahrscheinlich jedoch nicht in diesem Jahr. Ein weiterer Punkt ist die Diversität der Nahrungsmittel. Maniok gibt es immer. Diese Pflanze bildet mit ihren Wurzeln und Blättern die Grundlage der zentralafrikanischen Küche. Doch wirklich nahrhaft ist sie nicht. Mais, Sesam, Süßkartoffeln, Kürbis und vor allem Erdnüsse müssen die Küche ergänzen. Im Projekt erfahren die Teilnehmer mehr über eine gute Ernährung für sich und ihre Kinder. Eine gesteigerte Effizienz bei den Anbaumethoden erlaubt zudem den Verkauf eines Teils der Ernte. Die Produkte können auf regionalen Märkten verkauft werden. Das Geld wird dringend für Medizin, Schulgeld und andere Lebensmittel gebraucht.

Eine weitere Gruppe wird gegründet. Im Januar war der Boden staubtrocken. Zum Glück kam der Regen.

Keine Sicherheit

Der Mai war unruhig – für die Region Kaga-Bandaro und für die Mitarbeiter von CEFODEC. Josué M.*, der Leiter von CEFODEC, berichtet uns über Fortschritte im Projekt. In der Region gibt es nun zwei lokale Trainer, welche die Menschen beständig motivieren, die Felder ausmessen und dafür sorgen, dass das Saatgut sicher verwahrt wird. Bei dem großen Hunger vor Ort, wäre es fast verständlich, wenn Mais und Sesam auf den Tellern landet. Doch dann wird es keine Ernte geben.
In der Region keimen Konflikte wieder auf. Am 1. Mai gab es in der Hauptstadt Bangui Anschläge auf eine Kirche, eine Moschee und verschiedene Hospitäler. Es werden Ressentiments zwischen den Religionen geschürt. Die Angst wächst. In Kaga-Bandaro nehmen Rebellenbewegungen wieder zu. Die Region ist reich an Bodenschätzen, die Menschen arm, Söldner suchen nach Einkommensquellen. Bei einem Besuch vor Ort, geraten die Mitarbeiter von CEFODEC in gefährliche Situationen und können knapp fliehen. Nach einer späteren gefährlichen Reise wissen wir, dass es fast allen Projektteilnehmern gut geht. Einige sind noch in den Wäldern versteckt. Wir hoffen, dass es Ihnen gut geht. Die Fahrräder, die für die lokalen Trainer angeschafft wurden, konnten im Busch versteckt werden und sind noch da. Das Saatgut blieb leider nicht in allen Dörfern unangetastet. Wir müssen hier Saatgut nachkaufen.
(*Aus Sicherheitsgründen bilden wir nicht die vollen Namen der Mitarbeiter von CEFODEC ab. In der Zentralafrikanischen Republik herrscht große Armut. Geld für Saatgut, für ein Fahrrad oder andere Dinge, die in Deutschland erschwinglich erscheinen, bedeuten in dem Land großen Reichtum. Solche Werte können Menschen in Gefahr bringen.)

Wir hoffen und beten, dass die Saat bald aufgeht. Die Menschen in Kaga-Bandaro arbeiten hart auf den Feldern, um für sich und ihre Familien den Hunger zu beenden. Die Mitarbeiter von CEFODEC reisen bisher trotz der wieder aufkeimenden Konfliktherde in die Region, um sie zu unterstützen. Gleichzeitig ist offen, wann wir die nächste Reise wagen können. Kein Mitarbeiter soll in Gefahr geraten. Das Projekt geht bis Dezember, bis dahin tun wir alles für den Erfolg und für ein Ende des Hungers vor Ort. Doch auch danach geht die Arbeit weiter. CEFODEC betreut unter seinem Dach alle gegründeten Agrargruppen mit Schulungen über diese Zeit hinaus.

Manja für CaF

Die Region Kaga-Bandaro bleibt ein Konfliktherd

Kaga-Bandaro liegt in der Mitte des Landes. Hier herrscht trockenes Klima vor. Die Bauern betreiben Trockenfeldbau. In den seit 2013 immer wieder aufkeimenden Konflikten verließen unzählige Menschen ihre Dörfer und wurden zu Flüchtlingen. Derzeit versucht die UN im Land mit 12.000 Soldaten für Ruhe zu sorgen. Die Menschen kehren in ihre Dörfer zurück, doch sie stehen vor dem Nichts, sie leiden Hunger und Armut. Trotz aller Bemühungen bleibt die Region unsicher. Wenige Daten erreichen die internationalen Organisationen zur tatsächlichen Lage der Menschen. Reisen sind selbst für Einheimische ein Risiko.

Damit sich die Menschen wieder ein Leben aufbauen können, unterstützen wir circa 400 Bauern beim Neuanfang. Es sind vor allem junge Männer und alleinstehende Frauen, die unsere Hilfe annehmen. Sie erhalten landwirtschaftliche Geräte, Saatgut, Kurse in effizienterer Landwirtschaft. So können diese Menschen für sich und ihre Familien eine bessere Nahrungsgrundlage schaffen, circa 1.000 Menschen profitieren am Ende von diesem Projekt.

Unterstützung ist alles

Das Projekt wird mit freundlicher Unterstützung von der Stiftung Nord-Süd-Brücken und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit durchgeführt. Wir sagen Danke.







Neben dieser großen Hilfe sind es die vielen Unterstützer und Mitglieder unseres ehrenamtlich arbeitenden Vereins Centrafrique Futur, die das Projekt durch Hilfestellungen und Geld erst ermöglicht haben. Dafür können wir und die Menschen vor Ort euch allen gar nicht genug danken.

Wer von euch geschätzten Lesern das Agrar-Projekt und die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik unterstützen möchte, klickt gern den Button hier. Übrigens: Alle Spenden sind von der Steuer absetzbar. 

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